Prof. Joachim Volz kämpft gegen das katholische Abtreibungsverbot an seiner Klinik, das auch für seine Privatpraxis gilt. Erstinstanzlich hat er verloren, doch er will den juristischen Weg weitergehen und erfährt dabei große Solidarität. Der nächste Verhandlungstermin steht nun fest.
In den ersten 48 Stunden waren es schon mehr als 55.000 Euro, mittlerweile hat die Spendenkampagne, die der Lippstädter Chefarzt auf GoodCrowd.org kurz vor dem Safe Abortion Day am 28. September gestartet hat, das Spendenziel von 75.000 Euro hinter sich gelassen und ist bei 80.462 Euro (Stand: 15.12.2025, 16:15 Uhr) angekommen. Bereits am 27. September zeigte sich Volz überwältigt von der hohen Spendenbereitschaft: "Sie sind der Wahnsinn! 58.000 Euro in nur 48 Stunden", schrieb er auf der Plattform. Die Kosten für die nächste Instanz seien damit sehr wahrscheinlich gedeckt, "wobei ich absolut bereit bin, auch meinen finanziellen Teil beizutragen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Ich bin tief bewegt. Jede Spende bestärkt mich darin, weiter zu kämpfen." Er empfinde das Engagement aber auch als Auftrag an sich, die Sache mit großer Professionalität anzupacken, um das Ziel auch tatsächlich zu erreichen. "Es kann ein langer Weg durch die Instanzen werden", aber durch die fachliche Unterstützung vieler sei er immer optimistischer. Er wird durch Till Müller-Heidelberg, Beirat des Instituts für Weltanschauungsrecht (ifw), anwaltlich vertreten. Die zweite Verhandlungsrunde findet am 5. Februar 2026 vor dem Landesarbeitsgericht Hamm statt.
Prof. Joachim Volz arbeitet am christlichen Krankenhaus in Lippstadt, das ökumenisch getragen, aber öffentlich finanziert wird. Dennoch bestimmt der katholische Teil, dass weder an der Klinik, noch in der privaten Praxis des Frauenarztes in Bielefeld medizinisch indizierte Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen werden dürfen – außer, es ist der einzige Weg, das akut gefährdete Leben der Mutter zu retten. "Das heißt übersetzt: Wir müssen eine Frau bis an den Rand des Todes bringen, bevor wir handeln dürfen? Das widerspricht allem, wofür wir Ärztinnen und Ärzte stehen", brachte es Volz im Interview mit der Apotheken-Umschau im Juli auf den Punkt.
Der Fall hat bundesweit für Empörung gesorgt. Mehr als 290.000 Menschen unterzeichneten eine Petition auf innn.it und im August demonstrierten rund 2.000 Unterstützer*innen in Lippstadt gegen das katholische Abtreibungsverbot an der Klinik. Mit dem Crowdfunding stellen sich jetzt Tausende Unterstützer*innen auch finanziell hinter den Chefarzt, damit dieser – wenn nötig – bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen kann. "Ich wehre mich dagegen, dass Kirchen bestimmen sollen, welche medizinische Versorgung Schwangere in ihrem Krankenhaus bekommen. Daher werde ich mich nicht an diese Weisung halten", gibt sich Joachim Volz kämpferisch.
Er schloss seine Dankesschrift auf GoodCrowd.org mit den Worten: "Gemeinsam gegen mittelalterliche und frauenfeindliche religiöse Vorschriften in unseren öffentlichen Krankenhäusern! Gemeinsam für ein Recht auf Selbstbestimmung!"






